Die Catan-WM 2018 in Köln – Mexiko siegt, alle gewinnen.
Mit der diesjährigen WM in Köln hat der KOSMOS-Verlag eindrucksvoll bewiesen, dass CATAN auch in seinem 23. Jahr nichts an Relevanz und Faszination eingebüßt hat.
Ganz im Gegenteil: die Marke CATAN ist stärker denn je. Mehr als 27 Millionen Einheiten des Spiels und dessen Erweiterungen wurden, in 41 Sprachen übersetzt, in 70 Ländern der Welt verkauft. In der Eventlocation Theaterhaus Köln haben am 24. und 25. November insgesamt 76 Teilnehmer aus 46 Ländern um den begehrten Weltmeistertitel gespielt. So viele Teilnehmer aus so vielen Ländern wie noch nie. Dabei ging es bemerkenswert harmonisch zu.

Zum guten Miteinander hat sicherlich auch die vom Verlag organisierte Auftaktveranstaltung am Vorabend der WM beigetragen. Dort konnten die Teilnehmer einander und auch Klaus und Benjamin Teuber im informellen Rahmen kennenlernen und sich schon einmal „beschnuppern“.
Nicht dass es in anderen Jahren zu Tumulten gekommen wäre, aber in einer Zeit, in der sich viele Länder auf ihre nationale Scholle zurückziehen, ist ein friedliches Miteinander im Spiel umso wertvoller.
Während sich Länder wie Libanon und Israel im „echten Leben“ nicht viel Freundliches zu sagen haben, begegnen sich ihre Repräsentanten in der ersten Runde der CATAN-WM entspannt und in freundschaftlicher Rivalität.
Dass Catan nahezu überall gespielt wird, heißt nicht, dass taktisch überall gleich gespielt wird.
Während eine Nation am Anfang Ressourcen hortet um möglichst effektiv bauen zu können, tendieren andere dazu, direkt möglichst viele Ereigniskarten zu erbeuten. Da machen sich die kulturellen Unterschiede dann noch am ehesten bemerkbar.

Das Spiel überwindet aber nicht nur kulturelle Unterschiede, sondern auch Altersgrenzen. Als der jüngste Teilnehmer dieses Turniers vor 22 Jahren das Licht der Welt erblickte, war das Spiel unter dem ursprünglichen Titel Die Siedler von CATAN bereits eine feste Größe in der Brettspielwelt und hatte neben dem Spiel des Jahres viele weitere Preise vorzuweisen. Die mit 57 Lebensjahren erfahrenste Teilnehmerin hat es eventuell bereits seit dessen Anfängen im Jahr 1995 gespielt.
Das verbindende Element über Altersbarrieren, kulturelle Unterschiede und Geschlechter hinweg ist der Spaß am Spiel allgemein und an CATAN im ganz Besonderen.
Die lateinamerikanischen Spieler haben sich, noch vor Beginn der ersten Runde, begeistert zusammen fotografieren lassen. Da wussten der spätere Zweitplatzierte José Miguel Ferrario Parrado (32, ganz links) und der zukünftige Weltmeister Quetzal Hernandez (34, kniend, vorne Mitte) noch gar nichts von ihren kommenden Erfolgen. Die Freude, dabei zu sein, war trotzdem greifbar.

Im Jahr 2002 wurden dann die Weltmeisterschaften eingeführt. Schon bei der ersten WM wurde über das Einhalten der Regeln von den versierten und engagierten Mitarbeitern des Spielezentrum Herne gewacht.
Den bis heute andauernden Erfolg hätte sich Klaus Teuber, der überaus sympathische und bodenständige Erfinder des Spiels, damals nicht träumen lassen, wie er im persönlichen Gespräch verriet. Während CATAN in der heutigen Spielelandschaft als sehr zugängliches und massentaugliches Spiel gilt, war es bei seinem Erscheinen komplexer und sperriger als die meisten zeitgenössischen Spiele. Nichtsdestotrotz wurde CATAN bereits im Erscheinungsjahr im Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Brettspiel gespielt.
Komplett übergesprungen war der Funke spätestens 1998. Seitdem werden jährlich die Deutschen Meisterschaften im CATAN abgehalten.
Seit dem Jahr 2008 veranstaltet der Verlag KOSMOS die WM zweijährlich. Ausgetragen wird sie abwechselnd in Deutschland oder den USA. Wird die Weltmeisterschaft in Deutschland entschieden, sind die Experten aus Herne im Einsatz. So auch in diesem Jahr in Köln. Seit die WM nicht mehr auf der SPIEL in Essen ausgetragen wird, war dies das erste Quasi-Heimspiel der Nordrhein-Westfalen.

Den offiziellen Startschuss der diesjährigen Weltmeisterschaft stellte die feierliche Eröffnung am Samstagmorgen dar. Klaus Teuber richtete einige humorvolle Worte an die Spieler, Sohn Benjamin folgte.
Hauptberuflich ist Benjamin Teuber seit 2010 zusammen mit seinem Bruder Guido und Vater Klaus entscheidend an der Pflege und Weiterentwicklung von CATAN und Entwicklung anderer Spiele beteiligt.
An den beiden WM-Tagen hatte er zudem die verantwortungsvolle Aufgabe, als „Glücksfee“ die zu spielenden Landfelder und Zahlen zu ziehen.

Mit dem so ermittelten, identischen Spielplan für alle Teilnehmer nahmen zunächst 19 Partien à 4 Spielern Ihren Lauf. Während an manchem Tisch sehr schnell ein Gewinner bzw. eine Gewinnerin feststand, kam es an anderen zu spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen, die erst nach einiger Zeit entschieden wurden.
Damit es, gerade bei verhandlungsreichen Runden, immer fair und verständlich bleibt, wird üblicherweise als Turniersprache Englisch gewählt. Gespielt wurde dementsprechend das Basisspiel nach den Originalregeln in englischer Sprache.
So konnte es gelingen, dass von Spielern aus Deutschland und dem europäischen Ausland bis hin zu Teilnehmern aus weit entfernten Ländern wie Malaysia, Japan, Peru und Australien wirklich die ganze Welt erreicht und zur WM nach Köln geholt wurde.

Um sich in den nationalen Entscheidungen zu qualifizieren, zeigen nicht nur die Spieler sondern auch Freunde und Angehörige großen Einsatz. So erzählte mir ein holländischer Vater mit einem Augenzwinkern, dass er eigentlich nur als „Fahrer/Assistent“ seinen Sohn zu allen Turnieren begleitet, selbst aber keine Ahnung von CATAN habe.
Ein japanischer Teilnehmer war direkt mit zweiköpfiger Crew angereist, die sein Weiterkommen über soziale Medien direkt Daheimgebliebenen und Fans in aller Welt teilte.
Man sollte meinen, dass 76 Teilnehmer aus aller Herren Ländern, ihre Begleitungen, die Pressevertreter und alle anderen an der Organisation Beteiligten für einen nicht unerheblichen Lärmpegel sorgen würden. Tatsächlich sind aber alle so konzentriert bei der Sache gewesen, dass es beeindruckend ruhig war.
Erst als zum Ende der zweiten Runde an Tag 1 nur noch eine einzige Partie lief, kam ein wenig Unruhe auf. Nachdem die Spieler dann aber frisch gestärkt aus der Mittagspause und in die Runde 3 gestartet sind, verlief das Turnier ruhig und konzentriert wie zuvor.
Neben dem beschriebenen Wettkampfgeschehen gab es noch einiges an Zerstreuung, neben eigenen CATAN-Spielrunden an Spieltischen der Firma Hüne, warteten auch noch weitere KOSMOS-Klassiker wie Ubongo oder Drop It! auf geneigte Mitspieler.

Zudem konnte man mit CATAN Cornhole auch noch einen waschechten Prototypen testen, bei dem man knuddelig-freundliche Ressourcen durch (möglichst passende) Löcher werfen muss, um sich die begehrten Ressourcen zum Bau von Straßen und Gebäuden sowie Anwerben von Rittern zu beschaffen.
Aufgrund des nötigen Platzes sicherlich nicht für die Indoor-Spielerunde gedacht, aber im heimischen Garten könnte das Spiel zum heimlichen Star für Groß und Klein werden.
Diese Zerstreuung konnten an Tag 2 auch zunehmend Teilnehmer nutzen, die das Halbfinle nicht erreicht hatten. Für sie war zwar die Trophäe in weite Ferne gerückt, den Spaß am Event ließen sie sich aber trotzdem nicht nehmen. Man tauschte sich mit anderen Spielern aus, nutzte die Chance andere Spiele mit internationalen Partnern zu spielen oder schaute gebannt den laufenden Halbfinal-Partien zu.

Im spannenden Halbfinale setzten sich letztlich der deutsche Vizemeister Markus Heinze (29), Dänemarks Jan Christoph Hajek (38), der Kolumbianer José Miguel Ferrario Parrado (32) und Quetzal Hernandez (34) aus Mexiko durch.
Am Ende des eineinhalb Stunden andauernden Finals konnte der Mexikaner Hernandez das Kopf-an-Kopf-Rennen gegen die anderen drei Brettspielstrategen für sich entscheiden. So wurde er verdientermaßen zum ersten lateinamerikanische CATAN-Weltmeister. Auch der zweite Platz ging mit dem Kolumbianer Parrado nach Lateinamerika. Für Deutschlands Markus Heinze reichte es noch für den dritten Platz. Dänemark schrammte knapp am Treppchen vorbei.
Die Enttäuschung, es nicht geschafft zu haben, wurde aber bei allen Spielern von der Freude überstrahlt, überhaupt dabei gewesen zu sein und eine tolle WM erlebt zu haben.

Gesiegt hat verdientermaßen Mexiko, ein Gewinn war die CATAN-WM 2018 in Köln aber für Jeden.
Danke an alle Teilnehmer für ein tolles, faires Turnier. Danke an KOSMOS und das Spielezentrum Herne für eine tolle Organisation und einen reibungslosen Ablauf. Danke an alle Beteiligten für eine wunderbare Atmosphäre, die man erlebt haben muss, um sie gänzlich zu verstehen.
Und einen ganz besonderen Dank an Klaus, Benjamin und Guido Teuber, ohne deren Kreativität und Einsatz CATAN im Jahr 2018 nicht wäre, was es ist.
Und zu guter Letzt noch einmal allerherzlichste Glückwünsche an Quetzal Hernandez, dessen starkes Turnier mit dem Weltmeistertitel belohnt wurde.

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